Kompositionswettbewerb
Intention und musikhistorischer Hintergrund
Die Donaueschinger Musiktage 1926 stellen bis heute eine besondere Wegmarke in der frühen deutschen Blasmusikszene dar. Auf Initiative von Paul Hindemith, der seit 1922 in die programmatische Gestaltung der Musiktage eingebunden war, wurden Komponisten eingeladen eine „Gebrauchsmusik für Blasorchester“ zu schaffen. Damit sollte dem damals aufstrebenden Amateur-Blasmusikwesen in Deutschland eine eigenständige originäre Konzertblasmusik gegeben werden.
Letztlich kamen 1926 vier Werke zur Uraufführung: Drei Märsche für Militärorchester, op. 44, von Ernst Krenek, Spiel für Blasorchester, op. 39, von Ernst Toch, Kleine Serenade für Blasorchester von Ernst Pepping und die Konzertmusik für Blasorchester, op. 41, von Paul Hindemith. Hans Gál zog seine Promenadenmusik für Militärorchester kurzfristig zurück.
Als Vorbild für dieses Bestreben dienten sicherlich die Erfolge der Blasorchesterkomponisten in England. Komponisten wie Percy Aldridge Grainger, Ralph Vaughan Williams und Gustav Holst schufen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sinfonische Originalwerke für Blasorchester mit hohem künstlerischem Anspruch. Holsts Suiten in Es und F, Graingers Lincolnshire Posy oder die English Folk Song Suite von Vaughan Williams erfuhren schon früh höchste Anerkennung und Beliebtheit und sind bis heute als Klassiker fester Bestandteil des internationalen Blasorchesterrepertoires.
Das Erfolgsrezept dieser Kompositionen war zum einen die Ablehnung von übersteigerter spätromantischer Expressivität, von Impressionismus sowie Expressionismus und zum anderen die explizite Verwendung folkloristischer Melodien und volkstümlicher musikalischer Eigenschaften und weit verbreiteten Volksliedern. So entstand eine künstlerisch anspruchsvolle, aber doch weiten Kreisen der Bevölkerung zugängliche Musiksprache.
Im Gegensatz zu den Werken der englischen Komponisten konnten sich die Werke von Donaueschingen 1926 nicht durchsetzen. Die Kompositionen waren schlicht zu schwer für Laienorchester und die Musiksprache folgte der damals in Deutschland führenden Avantgarde. Den Geschmack des gemeinen Publikums erreichten sie damit nicht. Letztlich verhinderte die Machtübernahme der Nationalsozialisten eine vernünftige Auseinandersetzung oder gar Weiterentwicklung.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Donaueschinger Blasmusikkonzertes ruft der Blasmusikverband Baden-Württemberg e.V. (BVBW) einen Kompositionswettbewerb aus und beauftragt das Landesblasorchester Baden-Württemberg (LBO) mit der Durchführung und dem Aufführen der Siegerkomposition im Jubiläumsjahr 2026. Gefördert wird der Kompositionswettbewerb von der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg. Aufgegriffen werden soll die damalige Initiative eine eigenständige originäre Konzertblasmusik für die deutsche Blasmusikszene zu schaffen. Im Gegensatz zu 1926 steht aber die englische Vorgehensweise Pate: Die neuen Werke sollen ganz bewusst deutsche Volkslieder, Folklore und Musiktradition aufgreifen und so einen Impuls für die deutsche Blasmusikszene schaffen – Donaueschingen 2.0 also.
Teilnahmebedingungen
Allgemein
- Teilnahmeberechtigt sind alle lebenden Komponistinnen und Komponisten.
- Die Kommunikation findet in deutscher oder englischer Sprache statt.
- Die Dauer der Komposition sollte zwischen 8 und 10 Minuten betragen.
- Die Besetzung des LBO als sinfonisches Blasorchester ist maßgebend, Solokonzerte werden nicht akzeptiert.
- Das Werk soll sich auf höchstem künstlerischem und spieltechnischem Niveau bewegen. Als Orientierung dient Grad 4 im „American Band College Music Grading Chat“. (Download Grading Chat)
Komposition
- Die Komposition soll deutsche Volkslieder, Folklore und Musiktradition aufgreifen und musikalisch verarbeiten. Dieses Tonmaterial soll wesentlicher Kompositionsbestandteil und musikalischer Ausgangspunkt der Neukomposition sein. Eine bloße Aneinanderreihung von Melodien im Sinne eines Medleys ist ausdrücklich nicht gemeint.
- Die Komposition soll individuell für das LBO entstehen und darf noch nicht gedruckt oder in anderer Form käuflich erwerbbar sowie aufgeführt sein.
Aufführungen und Preisgeld
- Die Uraufführung und Ersteinspielung ist dem LBO vorbehalten.
- Das Preisgeld beträgt 3.000 €.
- Die Sieger-Komposition wird mehrfach im Jahr 2026 zur Aufführung gebracht.
- Im Rahmen der Aufführungen wird die neue Komposition und der/die Komponist/-in auf unterschiedlichen Kanälen vorgestellt und beworben.
Jury
Die Jury setzt sich aus den folgenden Personen zusammen:
- Björn Bus (künstlerischer Leiter des LBO; Member of the WASBE Board of Directors);
- Bruno Seitz (Landesmusikdirektor des BVBW)
- Elias Kowalski (Musikreferent des LBO).
Der Jury ist vorbehalten, keinen 1. Preis zu vergeben.
Bewerbungsprozess
- Die Einreichung der Komposition (3 gedruckte und gebundene Partituren) hat bis spätestens 01.09.2025 zu erfolgen.
- Zusätzlich sind der Komposition folgende Unterlagen beizufügen:
- eine Erläuterung der Umsetzung des Kompositionsauftrages (max. 1 DIN A4 Seite);
- die Partitur in digitaler Form als pdf-Datei;
- eine Aufnahme der Komposition (eine elektronisch erstellte Aufnahme, z.B. mit Instrumentensamples in hoher Qualität genügt).
- Auf den Partituren ist an Stelle des Komponistennamens ein Kennwert anzuführen. Der Einreichung ist zudem ein verschlossener Briefumschlag beizufügen, welcher an der Außenseite das Kennwort der Komposition aufweist. Im Inneren des verschlossenen Umschlags stehen der Name des Komponisten/der Komponistin (kein Pseudonym), die vollständigen Kontaktdaten und ein Lebenslauf über den musikalischen Werdegang. Darüber hinaus muss in dem verschlossenen Umschlag eine handschriftlich gezeichnete Erklärung des Komponisten/der Komponistin beigefügt sein. Darin erklärt der Unterzeichnende, …:
- die Teilnahmebedingungen zu kennen und sie in allen Teilen anzuerkennen;
- alleiniger Urheber der Partitur zu sein;
- dass die eingereichte Partitur bisher nicht veröffentlicht wurde;
- die unanfechtbare Entscheidung der Jury anzuerkennen.
Zeitplan
- Die Bekanntgabe des Ergebnisses erfolgt am 30.09.2025.
- Für die Siegerkomposition (1. Preis) gilt: Bis spätestens 01.01.2026 ist das komplette Stimmenmaterial dem LBO zur Verfügung zu stellen.
Besetzungsliste
Piccolo | 1x |
Flöte 1 + 2 | je 3-4x |
Oboe 1 + 2 | je 1-2x |
Englischhorn | 1x |
Fagott 1 + 2 | je 1-2x |
Kontrafagott | 1x |
Es-Klarinette | 1x |
Klarinette 1, 2 + 3 | je 5-7x |
Bassklarinette | 2-3x |
Kontrabassklarinette | 1x |
Sopran-Saxophon | 1x, optional |
Alt-Saxophon 1 + 2 | je 1-2x |
Tenor-Saxophon 1 + 2 | je 1-2x |
Bariton-Saxophon | 1x |
Trompete 1, 2 + 3 (auch Kornett oder Flügelhorn möglich) | insgesamt 7-10x |
Horn 1, 2, 3 + 4 | insgesamt 5-8x |
Posaune 1, 2 + 3 | je 1-2x |
Bassposaune | 1x |
Euphonium/Bariton (im Violin- und Bassschlüssel) | 4-5x |
Tuba | 3-4x |
Kontrabass | 1-2x |
Pauken | 1x |
Percussion + Mallets | 4-6x |
Klavier/Harfe - optional | je 1x |
Die Unterlagen sind rechtzeitig einzusenden an:
Landesblasorchester Baden-Württemberg
c/o Thomas Kuhn – stellv. Vorsitzender
Richard-Wagner-Str. 10
68782 Brühl – Deutschland
© Landesblasorchester Baden-Württemberg