Programm
Unser Programm im 1. Halbjahr 2025
Richard Strauss (1864-1949) Arr. Carlo Balmelli | Eine Alpensinfonie Op. 64 (1915/2019) | |
- PAUSE - | ||
Bertold Hummel (1925-2002) | Fanfare (1970) Aus Sinfonietta Op. 39 | |
Johan de Meij (*1953) | UFO Concerto (2011) For Euphonium and Wind Orchestra Euphonium: Bastien Baumet | |
James Barnes (*1949) | Fantasy Variations (1988) On a Theme by Niccolo Paganini |

Werkbeschreibungen
Eine Alpensinfonie op. 64 (1915/2019)
Richard Strauss (1864-1949), Arr. Carlo Balmelli
Der bedeutende Komponist Richard Strauss wurde 1864 in München geboren. In einem musikliebenden Elternhaus aufgewachsen, begann er sich schon früh für Musik zu interessieren. Ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte brach er ab, um sich ganz seiner musikalischen Laufbahn widmen zu können. Unter dem Einfluss bekannter Zeitgenossen wie Johannes Brahms, Hans von Bülow und Alexander Ritter fand er in Anlehnung an Wagner und Liszt schließlich zu einem eigenen Kompositionsstil in der sinfonischen Programmmusik, der ihm rasch zu einer gewissen Bekanntheit verhalf. Zusätzlich zu seinem kompositorischen Schaffen war Richard Strauss ein erfolgreicher Dirigent, unter anderem bei den Berliner Philharmonikern, am Weimarer Hoftheater, bei den Bayreuther Festspielen, als Hofkapellmeister in München und Berlin, als Leiter der Wiener Hofoper und als Mitbegründer der Salzburger Festspiele.
Ein wichtiges Anliegen war ihm immer auch die Verbesserung der Bedingungen für Musiker und Komponisten, so setzte er sich für eine Stärkung des Urheberrechts ein und engagierte sich in verschiedenen Verbänden. Umstritten ist bis heute seine Gesinnung und seine Rolle im Dritten Reich, da die Nationalsozialisten den bekannten deutschen Komponisten und Dirigenten gerne für ihre Zwecke einspannen wollten. 1949 verstarb Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen.
Sein kompositorisches Schaffen ist vielseitig. Neben Chorwerken und bekannten Liederzyklen gehören Opern wie Salome, Elektra und Der Rosenkavalier zu seinen herausragenden Werken. Vor allem aber seine sinfonischen Tondichtungen wie Till Eulenspiegel, Don Quixote und Also sprach Zarathustra verhalfen ihm zu einem unverwechselbaren Stil, der ihn schnell bekannt machte und seinen Ruhm als einer der führenden Avantgardisten der Spätromantik begründete.
Die letzte seiner Tondichtungen, die Alpensinfonie op. 64, ist eines der monumentalsten sinfonischen Werke des Komponisten und wird oft als Hommage an die majestätische Schönheit der Alpen verstanden.
Die Besetzung des Orchesters erreicht hierbei im Original wahrhaft gigantische Ausmaße. Neben der üblichen Instrumentation verlangt Strauss vierfach besetzte Bläser, Heckelphon, vier Wagnertuben, zwei Harfen, Orgel, Wind- und Donnermaschinen, Herdengeläute, Tamtam und Celesta, dazu zwölf Hörner, zwei Trompeten und zwei Posaunen, hinter der Bühne. Die Vielzahl der im Original verwendeten Bläserstimmen kommt einer Transkription für Blasorchester sehr entgegen.
Strauss, bekannt für seine Fähigkeit, mit Musik lebendige Bilder zu schaffen, schildert in seiner Alpensinfonie eine abenteuerliche Bergwanderung, die er als Vierzehnjähriger unternahm.
Die Wanderung beginnt in der Nacht, einem ruhigen und geheimnisvollen Teil der Sinfonie, der die Dunkelheit vor der Morgendämmerung darstellt. Langsam erwacht die Natur zum Leben und mit dem Sonnenaufgang erklingt eine majestätische Fanfare, die den Beginn des Tages und gleichzeitig den Beginn des Aufstiegs symbolisiert. Dieser Abschnitt ist geprägt von hellen, strahlenden Klängen, die die aufgehende Sonne musikalisch einfangen.
Während dem Anstieg, dem Eintritt in den Wald und der Wanderung neben dem Bache führt Strauss den Zuhörer klangmalerisch durch verschiedene Szenerien und Stimmungen, wie die Beklemmung beim Durchqueren eines finsteren Waldes und die Freude am Plätschern eines Gebirgsbaches. Immer wieder durchziehen lebhafte Holzbläsermelodien und ruhige Passagen die Musik und vermitteln die Ruhe und Schönheit der Natur.
Den zentralen Höhepunkt erreicht die Komposition Auf dem Gipfel, wo die Musik einen triumphalen Charakter annimmt. Richard Strauss setzt das gesamte Orchester ein, um das erhabene Gefühl beim Erreichen des Gipfels und beim Anblick des atemberaubenden Bergpanoramas darzustellen.
Dann beginnt der Abstieg, Nebel steigen auf und Die Sonne verdunkelt sich. Eine gefahrvolle Atmosphäre kündigt die Stille vor dem Sturm an. Das herannahende Unwetter und die Gefahren des Berges werden durch eine zunehmend düstere, dissonante und spannungsgeladene Klangkulisse musikalisch in Szene gesetzt.
Gewitter und Sturm und der Abstieg bilden den dramatischen Abschluss der Symphonie. Der Sturm wird mit wilden Läufen, schmetternden Blechbläsern und tosendem Schlagwerk dargestellt, die die rohe Gewalt der Natur verdeutlichen. Mit dem Sonnenuntergang kehrt die friedliche Stimmung zurück, und das Werk schließt mit der Nacht.
Die Alpensinfonie ist nicht nur ein musikalisches Porträt eines Tages in den Alpen, sondern auch ein Ausdruck von Strauss‘ tief empfundener Liebe zur Natur. Zudem kann das Werk auch als Analogie auf einen Lebenszyklus betrachtet werden. Der Mensch wird geboren, er lernt, wächst auf, erlebt die Schönheit und die Turbulenzen des Lebens. Mit dem Fortschreiten des Alters schließt sich der Kreis.
Fanfare – Aus Sinfonietta Op. 39 (1970)
Bertold Hummel (1925-2002)
Bertold Hummel wurde 1925 in Hüfingen bei Donaueschingen geboren. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf, die seine Leidenschaft für die Musik frühzeitig förderte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Hummel zum Militärdienst eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, was seine musikalische Laufbahn vorübergehend unterbrach. Nach seiner Rückkehr begann er ein Studium an der Musikhochschule Freiburg unter anderem bei Harald Genzmer. In den Nachkriegsjahren begann Hummel, sich einen Namen als Komponist zu machen, was zu einem Lehrauftrag für Komposition an der Musikhochschule Würzburg führte, deren Präsident er 1979 wurde. Bertold Hummel war stark von den Strömungen der Neuen Musik beeinflusst, entwickelte jedoch einen eigenen, unverwechselbaren Stil, der sowohl traditionelle als auch moderne Elemente vereinte.
Zu seinen bekanntesten Kompositionen zählt die Sinfonietta Op. 39. Der erste Satz daraus, die Fanfare, ist der jüngste Teil der viersätzigen Sinfonietta, da er dem Werk erst einige Jahre später hinzugefügt wurde. Der Charakter des Themas ist entsprechend ihrer Satzbezeichnung fanfarenartig, markant und eröffnend. Durch die häufige Verwendung von charakteristischen Quinten gelingt es ihm zusätzlich eine Wirkung von Weite und Offenheit zu erzeugen. Bertold Hummel reichte seine Fanfare bei der Ausschreibung für die Olympiafanfare 1972 in München ein und erhielt dafür eine olympische Silbermedaille.
UFO Concerto (2011)
Johan de Meij (*1953)
I Andante – Con moto
II Giocoso – Vivo
III Andante cantabile
IV Vivace
V Alla Marcia – Vivace
Der niederländische Komponist Johan de Meij begann seine musikalische Karriere im Alter von 15 Jahren als Posaunist im örtlichen Blasorchester. Sein Militärdienst im Musikkorps und das anschließende Posaunenstudium in Den Haag bestärkten ihn darin, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Die Mitwirkung im professionellen Haags Koper Blechbläserensemble animierte ihn, sich in ersten Arrangements und Kompositionen zu versuchen. Schnell machte er sich mit seinen Bearbeitungen und Eigenkompositionen für Blasorchester einen Namen. Der Grundstein für diesen großen Erfolg war die Veröffentlichung seiner bahnbrechenden ersten Sinfonie Herr der Ringe, basierend auf dem bekannten gleichnamigen Romanzyklus von J.R.R. Tolkien. Aber auch Werke wie The Big Apple, Casanova, das T-Bone Concerto und Extreme Makeover gehören zum Standardrepertoire hervorragender Blasorchester und werden bei zahlreichen Konzerten und Wettbewerben aufgeführt. Seit vielen Jahren kann Johan de Meij seine Zeit weitestgehend dem Komponieren und Dirigieren widmen, zuvor hatte er jedoch eine erfolgreiche Karriere als professioneller Instrumentalist und trat als Posaunist und Euphonist mit vielen führenden Orchestern und Ensembles in den Niederlanden auf. Sein Wissen für die feinen Nuancen des Euphoniums ließ er in das Werk UFO Concerto einfließen, das 2012 mit Jason Ham als Solist in Baltimore, USA, uraufgeführt wurde.
Das UFO Concerto, de Meijs erstes Solokonzert für Euphonium und Blasorchester, ist kein Solokonzert im klassischen Sinne. Es besteht aus fünf Sätzen, die thematisch und weitgehend ohne Unterbrechung miteinander verbunden sind. Der charakteristische Akkord des ersten Themas basiert auf demselben Fünfklang, den de Meij bereits auch in anderen seiner Werke wie Extreme Makeover und Planet Earth verwendete: ein Durdreiklang mit hinzugefügter Quarte und Septime. Der Komponist selbst beschreibt diesen unverkennbaren Schlüsselakkord als allgegenwärtig in seinem Kopf und seinem Schaffen und konnte deshalb nicht widerstehen, ihn auch in diesem Werk einzusetzen. Dieser besondere Akkord, wie auch das Hauptthema, mäandert in verschiedenen Gestalten und Formen durch das gesamte Werk.
Fantasy Variations - On a Theme by Niccolo Paganini (1988)
James Barnes (*1949)
Der amerikanische Komponist James Charles Barnes wurde 1949 in Hobart, Oklahoma, geboren. Neben seinem Hauptinstrument, der Tuba, studierte er Musiktheorie und Komposition an der University of Kansas und ließ sich im Dirigieren ausbilden. Von 1977 bis 2015 unterrichtete er an der University of Kansas Instrumentation und Komposition. Seine zahlreichen Werke für Blasorchester genießen international einen hervorragenden Ruf und waren bei zahlreichen Wettbewerben erfolgreich. James Barnes ist ein gefragter Dozent, Dirigent und Komponist im In- und Ausland.
So entstanden die Fantasy Variations on a Theme by Niccolò Paganini als Auftragswerk für die United States Marine Band und wurden 1988 unter der Leitung von Colonel John Bourgeois uraufgeführt.
James Barnes schuf ein eindrucksvolles Werk, basierend auf der Caprice Nr. 24 in A-Moll des großen Violinvirtuosen Niccolò Paganini. Das eingängige Motiv wurde schnell so populär, dass es in Werken anderer großer Komponisten wie Brahms, Rachmaninoff und Lutoslawski aufgegriffen wurde.
James Barnes wartete lange auf die richtige Gelegenheit, dieses Thema zu verarbeiten. Der Auftrag der United States Marine Band war insofern ideal, als das große Können der Musiker ihm in den virtuosen Sätzen keine Grenzen auferlegte.
Die Variationen unterscheiden sich in Tempo und Stimmung und geben jedem Instrument die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Charakter zu präsentieren. Mit seinen interessanten harmonischen Wendungen und der eingängigen Melodie hat das Thema echte Ohrwurmqualitäten.
© Landesblasorchester Baden-Württemberg