Programm
Unser Konzert-Programm im Herbst 2023
James Barnes (*1949) | Symphonic Overture (1992) |
Ferrer Ferran (*1966) | El Gigante de Hierro (2017) Tuba: Daniel Ridder |
Bert Appermont (*1973) | A Brussels Requiem (2016) |
Pause | |
Richard Strauss (1864-1949) Arr. Guido Rennert | Königsmarsch (1905/2017) |
José Suñer-Oriola (*1964) | Images (2017) |
Alfred Reed (1921-2005) | Armenian Dances (Part I) (1972) |

Werkbeschreibungen
Symphonic Overture (1992)
James Barnes (*1949)
Herzlichen Glückwunsch!
Sie dürfen sich zu Ihrem Geburtstag eine eigens für Sie komponierte Uraufführung wünschen. Wie soll sich Ihre Geburtstagsmusik anhören? Welche Instrumente sollen besonders zur Geltung kommen? Welchen Komponisten möchten Sie dafür beauftragen?
1991 feierte die United States Air Force Band ihren 50. Geburtstag und sie hatte ganz klare Wünsche und Vorstellungen im Kopf: Die Auftragskomposition soll eine Ouvertüre werden, die das geplante Geburtstagskonzert feierlich eröffnen soll. Die Uraufführung soll folgende Zutaten beinhalten: brillante Fanfaren, prickelnde Champagnermusik, Rhythmen, die gute Laune machen, Soli von Englischhorn und Saxophon, knallende Sektkorken und eine gute Brise Romantik.
Die United States Air Force Band suchte sich für diesen Anlass keinen geringeren Komponisten als James Charles Barnes aus. Dieser kann mittlerweile auf eine reichhaltige Karriere als Tubist, Komponist und Pädagoge zurückblicken. Er lehrte an der University of Kansas (USA) u.a. Komposition, Orchestrierung und Blasmusikgeschichte. Für ihn bedeutet Komponieren, die Symbiose zwischen musisch-künstlerischer Kreativität und gewissenhafter technischer Ausarbeitung zu finden. Barnes beschäftigte sich deswegen intensiv mit den verschiedenen Musikstilen der Musikgeschichte: »Wenn Du nicht weißt, woher Du kommst, woher weißt Du dann, wohin Du gehst?« Außerdem ist ihm der pädagogische Aspekt der Musik besonders wichtig. Bei ihm steht immer der Mensch im Vordergrund, der seine Musik spielen wird: »Ich habe nie eine Note für die Klarinetten geschrieben, aber ich habe Millionen von Noten für KlarinettistInnen geschrieben.« James Barnes komponierte weit über 100 Originalwerke für sinfonische Blasorchester in allen Schwierigkeitsgraden. Für sein Lebenswerk wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. So erhielt er z.B. den begehrten Ostwald Award der American Bandmasters Association für die Komposition von herausragender zeitgenössischer Musik.
Der Kompositionsauftrag der United States Air Force Band sollte dennoch eine große Herausforderung für Barnes werden. Monatelang komponierte er an musikalischen Themen herum, die ihn alles andere als zufrieden stellten. Da half irgendwann nur noch eines: Barnes verbannte alle bisherigen Kompositionsideen in den Papierkorb und ließ einfach die spontane Kreativität frei fließen. Nach zwei Wochen war die mitreißende Geburtstagsouvertüre dann vollendet. Sein Fazit: »Ich hoffe, sie gefällt Ihnen. Eines ist jedoch sicher: Diese Version ist besser als die erste!«
El Gigante de Hierro (2017)
Ferrer Ferran (*1966)
Der 1966 in Valencia unter dem Namen Fernando Ferrer Martínez geborene spanische Komponist beschäftigte sich schon in jungen Jahren mit Musik und studierte schließlich Klavier und Schlagzeug. Er erhielt Abschlüsse in Komposition, Klavier, Kammermusik, Percussion und Orchesterleitung am Conservatorio Superior in Valencia und an der Universität Estergom in Ungarn. Neben seiner kompositorischen und dirigentischen Tätigkeit ist er Dozent am Konservatorium in Valencia sowie Dozent bei Meisterklassen und Juror bei Blasorchester- und Kompositionswettbewerben. Für seine zahlreichen Werke, die oft von namhaften Ensembles uraufgeführt wurden, erhielt er mehrere Auszeichnungen und Preise. Zudem werden viele seiner Kompositionen als Pflichtstücke für wichtige Festivals und Wettbewerbe ausgewählt.
So war El Gigante de Hierro das Pflichtstück des spanischen Tubawettbewerbes AETYB 2018 in Madrid.
In den drei Sätzen des Werkes wird der Riese mit seinen menschlichen Charakterzügen Übermut, Verträumtheit, Zugewandtheit, Würde, Anmut und Eleganz zum Leben erweckt, und macht uns dadurch die Essenz des Lebens bewusst.
A Brussels Requiem (2016)
Bert Appermont (*1973)
Der belgische Komponist Bert Appermont wurde 1973 in Bilzen geboren. Er studierte Komposition, Orchester- und Blasorchesterleitung in Leuven, unter anderem bei Jan Hadermann und Jan Van der Roost. Anschließend verfeinerte er an der Bournemouth Media School in Großbritannien seine Kenntnisse im Bereich der Komposition für Film, Fernsehen und Musical.
Neben zahlreichen Engagements als gefragter Dirigent ist er Mitbegründer einer neuen Generation belgischer Komponisten im Umfeld von Jan Van der Roost. Kompositorische Vorbilder wie Philip Sparke und Johan de Meij inspirierten ihn zu zahlreichen Kompositionen verschiedener Gattungen wie Musical, Chor- und Kammermusik sowie Werke für Sinfonie- und Blasorchester.
A Brussels Requiem ist eine Auftragskomposition, die die Brass Band Oberösterreich 2017 bei der Europäischen Brass Band Meisterschaft in Oostende uraufführte.
Das Werk spiegelt die tragischen Umstände einer Serie von terroristischen Anschlägen wider, die die belgische Hauptstadt am 12. März 2016 in ihren Grundfesten erschütterte. Sie kosteten 32 Menschen das Leben und über 300 Menschen wurden verletzt. Im Lichte vergleichbarer Angriffe, die seither in Großbritannien, Europa und überall auf der Welt stattgefunden haben, steht das Werk stellvertretend für vergleichbare Tragödien in Vergangenheit und Zukunft.
A Brussels Requiem stellt sich in vier ineinander verflochtenen Sätzen dar, die überschrieben sind mit Innocence, In Cold Blood, In Memoriam – We Shall Rise Again, A New Day: Unschuld, kaltblütig, In Erinnerung – Wir werden wieder aufstehen, Ein neuer Tag.
Das Werk beschreibt nicht die Anschläge selbst, sondern beleuchtet, wie es zu diesen Gewalttaten kommen konnte, welche komplexen Gefühle bei den Menschen dadurch ausgelöst wurden, die zum Teil von nackter Angst herrühren, sich aber auch in kleineren, viel subtileren Dingen, die Beklommenheit im Umgang mit Anderen äußern können: Wut, Trauer und Fassungslosigkeit.
Bert Appermont gedenkt der unschuldigen Opfer und widmet den zentralen Abschnitt ihrem Andenken, bevor er den leidenschaftlichen Gedanken auf Hoffnung und die Suche nach einem neuen Zeitalter des gegenseitigen Verständnisses in den Vordergrund stellt.
Wie ein roter Faden zieht sich das bekannte Kinderlied Au claire de la lune durch das Werk, das zunächst für die zerstörte Unschuld aber letztlich als Symbol für eine mögliche Aussöhnung steht.
Köngismarsch (1905/2017)
Richard Strauss (1864-1949) Arr. Guido Rennert
Der bedeutende Komponist Richard Strauss wurde 1864 in München geboren. Er wuchs in einem musikliebenden Elternhaus auf, weshalb er schon früh begann, sich mit Musik zu beschäftigen. Ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte brach er ab, um sich ganz seiner musikalischen Karriere widmen zu können. Unter dem Einfluss bekannter Zeitgenossen wie Johannes Brahms, Hans von Bühlow und Alexander Ritter fand er in Anlehnung an Wagner und Liszt schließlich seinen eigenen Kompositionsstil in der sinfonischen Programmmusik, der ihm schnell zu einer gewissen Bekanntheit verhalf. Neben seinem kompositorischen Schaffen war Richard Strauss ein erfolgreicher Dirigent, unter anderem bei den Berliner Philharmonikern, am Weimarer Hoftheater, bei den Bayreuther Festspielen, als Hofkapellmeister in München und Berlin, als Leiter der Wiener Hofoper und als einer der Gründer der Salzburger Festspiele.
Ein wichtiges Anliegen war ihm immer auch die Verbesserung der Bedingungen für Musiker und Komponisten, so setzte er sich für eine Stärkung des Urheberrechts ein und engagierte sich in verschiedenen Verbänden. Nach wie vor umstritten sind seine Gesinnung und die Rolle, die er im Dritten Reich spielte, da die Nationalsozialisten den bekannten deutschen Komponisten und Dirigenten gerne für ihre Zwecke einspannen wollten. 1949 starb Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen.
Sein kompositorisches Schaffen ist vielseitig. Neben Chorwerken und bekannten Liedzyklen gehören zu seinen herausragenden Werken Opern wie Salome, Elektra und Der Rosenkavalier. Aber vor allem seine sinfonischen Tondichtungen wie Don Juan, Till Eulenspiegel, Don Quixote und Also sprach Zarathustra halfen ihm dabei, seinen eigenen unverwechselbaren Stil zu finden, der ihn rasch bekannt machte und seinen Ruhm als einen der führenden avantgardistischen Komponisten der Spätromantik begründete. Darüber hinaus schrieb Richard Strauss auch eine Reihe von Märschen und Fanfaren.
Sein Königsmarsch wurde 1907 im Rahmen eines Palastkonzertes in Berlin unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Der Marsch, der König Wilhelm II. gewidmet ist, spielt geschickt mit verschiedenen Orchesterabschnitten. Während die Blechbläser in einer strahlenden Hymne majestätisch aufspielen, setzen dem die Holzbläser im lyrischen Trio feine Nuancen und Kontraste entgegen. Dieses Wechselspiel der Instrumentengruppen verleiht dem Werk klangliche Tiefe und eine reiche Textur.
Images (2017)
José Suñer Oriola (*1964)
Der spanische Komponist José Suñer Oriola wurde 1964 in Valencia geboren. Er studierte zunächst Schlagwerk und Musiktheorie und anschließend Dirigieren und Komposition am Konservatorium von Valencia. Neben umfangreicher Tätigkeit als Musiker und Dirigent widmet er sich erfolgreich der Komposition, womit er bereits namhafte Wettbewerbe für sich entscheiden konnte, so z.B. den Fennell Special Prize Award beim First Tokyo Kosei Wind Orchestra Kompositionswettbewerb.
Images ist eine Auftragskomposition für die Asociación y Fundación Musical Manuel de Falla de Illescas, mit der das Orchester bei seinem Auftritt beim World Music Contest 2017 in Kerkrade, Niederlande, sich und seine kastilische Heimat präsentieren konnte.
Das wunderbare programmatische Werk ist in einen Satz gegossen und beschreibt in fünf musikalischen Bildern Orte und Sehenswürdigkeiten der spanischen Stadt Illescas. Der Komponist bezieht sich zwar vorwiegend auf die Neuzeit, die eindrucksvollen Monumente, sind jedoch Beleg für die reiche spanische Geschichte, die sich immer wieder auch in der Musik widerspiegelt.
Gleich nach der Ankunft eröffnet sich den Besuchern ein beeindruckender Blick auf das monumentale römische Stadttor Arco de Ugena. Weiter führt der Weg vorbei an der traditionellen Ölmühle, der Almazara, deren Architektur an die Blütezeit der Mauren erinnert. Im lichten Gewölbe der Iglesia de Santa Maria schweben fromme Gesänge empor. Hier finden sich fünf Gemälde des berühmten kastilischen Malers El Greco, die er in den Jahren 1603 bis 1605 als Auftragswerk eigens für diese Kirche schuf. Der abwechslungsreiche Rundgang durch die Stadt endet, wo er begann, am Arco de Ugena.
Armenian Dances, Part 1 (1972)
Alfred Reed (1921-2005)
Alfred Reed wurde 1921 in New York als Sohn österreichischer Einwanderer geboren. Seinen musikalischen Werdegang begann er als Autodidakt und diente während des Krieges als Trompeter in verschiedenen Armybands. Nach dem Krieg begann er ein Kompositionsstudium an der Juilliard School of Music in New York. Es folgten Tätigkeiten bei Funk und Fernsehen und weitere Jahre des Studiums in Amerika. Von 1966 an lehrte er an der Universität von Miami, Florida, in den Fächern Musiktheorie und Komposition. Aufgrund der Beliebtheit seiner Kompositionen unternahm er viele Reisen durch die ganze Welt unter anderem nach Japan, wo er häufig mit dem Tokyo Kosei Wind Orchestra zusammenarbeitete. Aus der Zusammenarbeit mit diesem renommierten Berufsblasorchester stammen mehrere richtungsweisende Aufnahmen seiner Werke. Alfred Reed starb 2005 in Miami, Florida.
Der Komponist widmete sowohl den hier zu hörenden ersten Teil der Armenischen Tänze als auch den 1976 folgenden zweiten Teil der University of Illinois Symphonic Band und deren Dirigenten Dr. Harry Begian, die beide Werke uraufführten.
Beide Werke basieren auf einer Sammlung von Volksliedern des armenischen Musikethnologen Komitas Vardapet (1869–1935). Im ersten Teil sind fünf dieser folkloristischen Weisen verarbeitet, deren Charakteristik, Tempo und Natürlichkeit von Reed meisterlich eingefangen und in eine neue Klangsprache übertragen wurden. Mit Tzirani Tzar, dem Lied vom Aprikosenbaum, wird das Werk nach einer kurzen Fanfare sentimental begonnen. Es folgen das schlichte Gakavi Yerk, das Lied vom Rebhuhn, und das tänzerische Hoy, Nazan Eem. Nach der lyrischen Beschreibung des majestätischen Berges Alagyaz nimmt das Werk mit Gna, Gna ein rasantes und furioses Ende.
© Landesblasorchester Baden-Württemberg